Alphaville Konzert in Rheinsberg
OPEN AIR im Stadion, 22.06.2002
Review von Torleif Petzolt:
Ein AV-Gig mit Übernachtung im Grünen stand an diesem Samstag bevor. Auf dem Weg gen Norden stiegen
noch Anja, Andre und Jenny ins Mobil. Somit machten wir vier uns Samstag um 9.00 Uhr auf die Reise.
Diese war recht beschwerlich, da in den neuen Bundesländern Ferienanfang zu Buche stand. Somit der
Verkehr am Berliner Ring zum Erliegen kam und wir auf der Landstrasse uns dem Ziel Rheinsberg nähern
mussten. Trotz alledem waren wir aber gegen 14.00 Uhr dort. Vom Veranstaltungsbüro (Hr. Stoppel) wurde
uns der provisorische Zeltplatz gezeigt, dem man uns freundlicherweise kostenlos zur Verfügung gestellt
hatte. Dort angekommen, begannen wir erstmal mit dem "Hausbau". Später am Nachmittag folgten wir einer
Einladung zum Picknick am Schloss. Unsere norddeutschen Fans aus Wosdegk hatten wieder mal an alles
gedacht :-) Kaffee und Kuchen im Schlosspark, idylischer gehts nicht. Die Herren in grün sahen der
Sache anfangs noch mit bedächtiger Miene zu, dies legte sich dann aber. Dann wurde es halb fünf. Jenny
bekam so langsam Lampenfieber. Es waren ja nur noch 6 Stunden bis zum Auftritt :-) Ihrem Wunsch befolgten
wir und begaben uns wieder zum Konzertgelände gen Stadion. Gegen 18.00 Uhr war jedoch erst Einlass,
welcher sehr akribisch vorgenommen wurde. Metalldetektoren kamen zum Einsatz. Ausgestattet, wie für
einen Staatsbesuch, dies nervte einige Fans dann doch sehr, da auch das fotografieren mit Kompaktkameras
verboten wurde. Jenny und Andre holten sich beim Gang zur Bühne gleich noch Autogramme von Piercen
und Christian, die noch im Zuschauergelände sassen. Die erste Reihe gehörte dann fast ausschliesslich
wieder den Fanclub-Mitgliedern. Es war noch jede Menge Zeit bis zum Auftritt von AV (22.30 Uhr). "Bandaloop"
verkürzte diese mit ihrem Auftritt, eine Band aus Köln, welche mir sehr gut gefielen. Einen Eindruck
bekommst du auf dessen Homepage bandaloop.de. Nach und nach
trudelten noch mehr bekannte Fans zum Event, so dass es wieder eine tolle Party in den ersten Reihen
wurde. Dann ertönten die ersten Noten von "Elevator" und Piercen bestieg sein Drums-Podest, Christian
und Martin folgten. Ein Jubelschrei ging durchs Stadion, welches recht spärlich gefüllt war (laut
Presse 1500, jedoch waren nicht mehr als 1000 zugegen), als Marian die Bühne betrat. Erstmals ohne
seine bekannte schwarze Weste, sondern mit einer Sportjacke. Der Sound war selbst in den vorderen
Reihen mehr als optimal. Die Show war eine der besten, die ich gesehen habe. Vorallem Christian machen
die Auftritte immensen Spass, er beläuft die komplette Bühne, soweit es sein Gitarrenkabel zulässt.
Das Programm war wieder gespickt mit allen Hits, plus einigen Songs von Dreamscapes 9.
Setlist:
- Elevator
- New Light
- Guardian Angel
- Monkey In The Moon
- Big In Japan
- Carry Your Flag
- Girl From Pachacamac
- Sounds Like A Melody
- Upside Down
- Those Wonderful Things
- A Victory Of Love
- Wishful Thinking
- Forever Young
- + Dance With Me
Leider liess, wie anfangs erwähnt, die Security keinerlei Fotografien zu, so das die Ausbeute an
Bildmaterial diesmal sehr spärlich geworden ist. 20 Minuten nach dem Ende fielen die ersten Regentropfen,
ansonsten war es den ganzen Tag sonnig und trocken. Einige tanzten bei 80er-Sound noch im Regen, andere
tranken aus Marians voller Apfelsaftflasche :-)
Nach dem Gig gingen fast alle angereisten Fans noch mit auf dem Zeltplatz, wo im Dunkeln noch weiter
gefeiert wurde. Zum Glück hatte Anja noch ein paar Teelichte mitgebracht, somit gab es hier und da
ein kleines Strohfeuer. AV-Musik gab es aus dem Autoradio in ordentlicher Lautstärke, wir hatten das
Areal ja für uns allein :-) Bis morgens um zwei ging das noch so weiter, bis sich die ersten verabschieden
mussten. Ein wunderschöner Abend neigte sich nun dem Ende entgegen und viele Fans sind sich zu diesem
Ereignis ein wenig näher gekommen. Danke Alphaville.
Für immer jung in Rheinsberg
Märkische Allgemeine, 24.Juni 2002
CHRISTIAN KRANZ
RHEINSBERG - Die Vorgruppe "Bandaloop" aus Köln hat einen undankbaren Job am Samstagabend im Rheinsberger Fußballstadion. "Wir wollen Bandaloop hören", brüllt ein Sachse, "aber nich jetzte!" - "Al-pha-ville" skandiert ein anderer.
Die 15-jährige Ulrike aus Dorf Zechlin ist mit ihren Eltern zum Konzert gekommen. Sie borgt sich ein Taschentuch, um eine Träne abzuwischen - vor Aufregung. "Das ist halt so, wenn man die ganz toll findet", sagt sie. 22.30 Uhr. 1500 Besucher warteten auf den Auftritt von "Alphaville".
"Alphaville"? Das ist doch diese Band aus Münster, an deren englischer Aussprache man 1984 immer noch hörte, dass sie aus Deutschland kam.
Die Jungs singen trotzdem auf Englisch. Ist auch besser so, denn auf Deutsch versteht eh keiner den Sinn von Texten wie: "Oh, wenn du groß bist in Japan, heute Nacht, groß in Japan, oh, sei dicht, uh, die östliche See so blau, groß in Japan, hey, wenn ich an deiner Seite schlafe, das ist ein Grund, wenn man in Japan groß ist." Als "Big in Japan" klingt das einfach besser.
Aber die Musik ist klasse, ein Klangnetz aus Synthesizer-Klängen, Gesang, ganzen Streichorchestern (auf den alten Studioaufnahmen) und Schlagzeug.
Inzwischen steht das Schlagzeug stärker im Vordergrund, Gesang und Melodie treten zurück. Es dauert einen Moment länger, ehe das Publikum im neuen Sound und mit leicht veränderten Melodien die Klassiker vom ersten "Alphaville"- Album erkennt: "Big in Japan", "A victory of love". "Forever young" ist der Sänger und Frontmann Marian Gold trotz allem nicht geblieben. Das Gründungsmitglied der Band ist dick geworden. Aber er bleibt ein Energiebündel vom ersten Moment an, und "It sounds like am melody", wenn er den Mund aufmacht.
Das war es dann auch schon mit den Hits der ersten Stunde. "Alphaville" ist härter geworden und hat viel Neues im Programm. Hier stehen keine abgehalfterten Stars aus den 80ern, die ihren Teenie-Pop im damals so populären "Modern-Talking"-Sound abspulen. Die Band, die eigentlich nie live auftreten wollte, hat sich weiterentwickelt. Mit toller Lichtorgel und bewegten Bildern, die auf herabhängende Stoffbahnen projeziert werden, haben die hämmernden Bässe manchmal schon etwas von Goa und Psychedelic Trance. Ulrike steht mit ihren Eltern ganz vorn und klatscht mit. Als "Alphaville" 1984 ihren ersten Hit landeten, war sie noch nicht auf der Welt.
Nur beim Blues "Forever Young" hat der Bass Pause. Wie einst kreisen im Dunkeln die Feuerzeuge. Für Jürgen Plötz bleibt trotzdem "Big in Japan" der beste Hit. Der Vorsitzende des FSV Blau-Weiß 90 Rheinsberg hat die Band nach Rheinsberg geholt, zusammen mit seinem Freund Bernd Cramer, Inhaber des Rheinsberger VW/Audi-Autohauses und Hauptsponsor des Sportvereins. "Wir wollten etwas für die Region tun", sagt Plötz. "Für junge Leute gibt' s hier ja nicht so viel."
Dabei sind im Publikum heute auch ältere Semester vertreten und erinnern sich an damals, vor 18 Jahren. "Ick hab mir so verliebt jehabt", sagt ein 53-jähriger Granseer und Jürgen Plötz witzelt: "Ich wollte dreimal hinfahren. Aber an der Grenze haben sie mich immer zurückgeschickt."