Alphaville in Lüneburg
Vamos Kulturhalle, 25.04.2002
Der Sound der 80er lockte zur Party mit Live-Musik ins Vamos
Die wahren Fans von Alphaville - die gibt es wirklich, die wahren Fans, und auch Alphaville gibt es
auch noch immer wieder -, die echten Fans also laden sich in jüngerer Zeit neue Songs der Band aus
dem Internet runter. Das bringt der Band kein Geld, und ein neues Album ist nicht in Sicht. Folglich
muss Alphaville-Kopf Marian Gold, der das Leben als Hartwig Schierbaum begann, sein Geld mit dem harten
Brot von Live-Auftritten verdienen. Live ist die Band, die ihren Weg vor 20 Jahren in Münster begann,
nach wie vor gefragt. Gut 600 Vamos-Gänger feierten die Band und sich und so etwas wie ein 80er-Jahre-Revival.
Tatsächlich beschränkt sich der Ruhm der Band aufs Jahr 1984. Da lieferte sie drei Hits am Stück:
"Big In Japan", "Sounds Like A Melody" und "Forever Young". Nun ist Marian Gold bald 45 und zieht
mit aller Routine, einer zwar nicht mehr so in der Höhe gleitenden, trotzdem ausdrucksreichen Stimme
seinen Job durch. Seine Live-Auftritte bewältigt Gold ohne seinen musikalischen Partner Bernard Lloyd.
Der scheut das Touren und programmiert die Keyboards daheim.
Als Live-Band verstand sich Alphaville zu Beginn ohnehin nicht. Gold und Lloyd bastelten in Heimarbeit
nicht ganz pathosfreie Hymnen. Längst aber muss Marian Gold auf Achse, rund 100 Auftritte pro Jahr
führten ihn in jüngerer Zeit bis Singapur und Salt Lake City. Internationales Flair pflegt Alphaville
- von der Homepage bis zur Besetzung der kleinen Tour-Truppe.
Natürlich wartet das Volk auf die drei entscheidenden Hits, die Gold zwischen neue Stücke platziert,
darunter mal eins auf den Text von Fans ("Those Wonderful Things"). Der Sound ist eher hart, die statisch
wummernden, programmierten Bässe machen die Performance etwas leblos. Die hektisch flirrenden Bilder
als Rückprojektion heben das teilweise auf und einige spannende Arrangements wie bei "Sounds Like
A Melody", das sich von Modern-Talking-Nähe zu einem spannenden Klanggewitter steigert.
Gold, gelegentlich mit messianisch ausgebreiteten Armen, sonst kein großer Kommunikator, kann sich
schlussendlich drauf verlassen, dass beim logischerweise letzten Stück "Forever Young" das Publikum
textsicher ist und um Zugaben bittet. Zwei werden es, und da zeigt sich Gold ruhig, kammermusikalisch,
so wie es Orange Blue gerade mit Hit-Erfolg vorführen. Hits aber werden für Alphaville Vergangenheit
bleiben, wenn nicht das Motto der Tour "Miracle Healing" Wunder wirkt. Live sind sie im Norden noch
am 2. Mai in Hamburg (Markthalle), am 31. in Hannover (Expo-Plaza) zu erleben.
Landesztg. Lüneburger Heide Lokales 27.4.2002