Alphaville-Discography: Nebenprojekte
Lassie ist wieder da!Ich gebe es ja zu. Ein irreführender Titel.
Denn diese kleine Geschichte hat nichts mit dem vierbeinigen Freund aller
Kinder zu tun. Oder war es Flipper? In einem zentralen Café in der Kölner
Innenstadt haben die Lassie Singers halt gemacht, um der Journaille Interviews
zu geben. Also doch Lassie? Nein! An einem gepflegt gedeckten Tisch sitzen
nun Almut Schummel und Christiane Hügelsheim. Die beiden sind die Köpfe
der Band. Zwei einfache und nette Frauen, die wissen was sie wollen. So
sind beide auf der neuen Scheibe
"HOTEL, HOTEL"dazu
übergegangen nicht mehr nur Sängerinnen zu sein, sondern sich auch als Gitarristinnen
zu versuchen.
"Wir spielen
noch nicht sehr lange, aber was wir machen, paßt gut zu unserer Musik. Wir
wollen Songs schreiben, mit denen sich die Leute identifizieren können."
Sind eure Texte autobiographisch? "Zu einem gewissen Teil schon. Vieles
basiert aber auf Erlebnissen und Erzählungen von Menschen, die mit uns zu
tun haben. Diese Geschichten sind für uns Denkanstöße, die weitergesponnen
werden müssen. Wir versuchen auch immer die andere Seite des Lebens zu entdecken.
Markant dafür ist mit Sicherheit ein Song wie "ICH HAB EIN FAIBLE FÜR IDIOTEN",
der auf der neuen CD zu finden ist. Es muß ja nicht immer alles rosarot
und glatt im Leben sein." Als ich dann sage, ich habe das Album gehört,
kommt sofort der Einwurf: "Du hast es bestimmt als depressiv bewertet!"
Ich: "NEIN! Eher positiv. Die Musik verwandelt alles in eine freundliche
und lustige Stimmung." "Ach ja," so Christiane. "Das war auch unsere Absicht.
Gut, daß wir dieses Album in Hamburg aufgenommen haben, dadurch ist uns
die Gratwanderung zwischen Musik und Text gelungen. Wir wollten nicht in
Berlin (beide leben in Kreuzberg) aufnehmen. Vielleicht wäre dann alles
zu dunkel ausgefallen. Zu lange leben wir schon in dieser Stadt. Hamburg
ist in Puncto Musik unsere Wahlheimat geworden. Sehr viele enge Freunde
wohnen dort. Wir haben uns auch nie als Teil der Szene in Berlin gesehen.
Als wir einen unserer ersten Gigs im SO36 (Szene-Laden in Berlin) gespielt
haben, waren wir echt überrascht. Wir haben unsere Instrumente geschnappt
und sind zu Fuß zum Club gegangen. Als wir um die Ecke bogen, trauten wir
unseren Augen nicht. Eine lange Schlange bis auf die Straße. Die Polizei
hatte sogar die Straße abgesperrt. Wir sind dann einfach dran vorbei in
den Club. Die Leute haben uns erst auf der Bühne wiedererkannt."
Achtung! Totaler Zeitsprung!
Und wie kam die Zusammenarbeit mit H.J.Krüger (ehemaliger Ideal-Gitarrist)
für das dritte Album zustande? "Die CD sollte anders werden. H.J. bot sich
an. Er wurde eine Art Mentor für das dritte Album und es hatte einen gewissen
kommerziellen Erfolg. Nach einiger Zeit merkten wir aber, daß die musikalischen
Interessen doch sehr weit auseinander lagen und so war die Zusammenarbeit
nur von kurzer Dauer."
Das neue Album ist wieder Lassie Singers pur. Ehrliche Gitarrenmusik ohne
Schnörkel. Darauf sind beide stolz. Erscheinen wird die CD am 20. Mai, anschließend
wird es eine Tour geben. Beide signalisieren, daß sie sich darauf richtig
freuen. "Die Clubs werden ein wenig größer sein als sonst. Das ist o.k.
Wir werden aber trotzdem noch über die Dörfer ziehen. Zu unterschiedlich
ist unser Beliebtheitsgrad. Vieles hängt vom Publikum ab. Wir haben dann
auch keine Scheu davor zwei Stunden zu spielen und Hits, die lautstark gefordert
werden, zweimal zu bringen. Wir sind live echt gut!" Darauf kann man gespannt
sein und sollte sich zuhause mal informieren, ob die Lassie Singers auch
dort ein Konzert geben. Lohnen wird es sich!
Jörgen Reichert