hier ist der Text:
An den Achtzigerjahren Gutes zu entdecken, fiel lange ganz schön schwer: Zeitgeist (Geld! Wall Street!) modisch (Karottenhosen!), frisurtechnisch (Stirngardine und Vokuhila). Und auch musikalisch gefiel rückblickend nur wenig. Seit einigen Jahren aber hat sich der Wind gedreht, die Karottenhose heißt heute Chino, und Duran Duran, ABC, Human League, Alphaville, Ultravox & Co. werden mit Applaus bedacht.
Hierzulande haben die Kölner DJ, Produzenten und Musiker Piet Blank und Jaspa Jones, alias Blank & Jones, einiges für den aufgebesserten Ruf der Achtziger getan. Die beiden Musikfanatiker vom Rhein begannen mal als Plattenaufleger und veröffentlichen mit großem Erfolg seit der Jahrtausendwende eigene Techno- und Trance-Produktionen sowie allerlei Mix-CDs.
Gerade erschien ihr neues Album \"Relax Edition 8\" mit gewohnt geschmeidigen Beats, Gesang von Benjamin Biolays Schwester Coralie Clement und einer neuen Version von Mike Francis\' Achtzigerjahre-Italo-Hit \"Survivor\".
Mindestens so wichtig wie ihre eigenen Songs ist dem Duo ihre \"So8os\"-CD-Reihe, in der sie Popklassiker der Achtzigerjahre aufwendig restauriert neu auflegen. Genauer gesagt, sammeln sie dafür die sogenannten Maxi-Versionen alter Hits auf Samplern und widmen einzelnen Größen jener Tage wie Billy Idol, Ultravox, Falco oder Heaven 17 auch individuelle Werkschauen. Dass sie damit erstaunlich erfolgreich sind, liegt wohl auch daran, dass Menschen, die tatsächlich noch Geld für Musik ausgeben, detailverliebte Produkte zu schätzen wissen.
Betagte Tonbänder werden tatsächlich im Ofen \"gebacken\"
Denn CDs mit den Hits-Der-Achtziger gibt es selbstverständlich wie Sand am Meer oder wie Piet Blank sagt: \"Umsonst an jeder Tankstelle, wenn man genug getankt hat.\" Der Aufwand, mit dem Blank & Jones ihre Arbeit angehen, ist dann wohl auch damit zu begründen, dass die beiden das als Hobby sehen, wie Jasper Jones das formuliert.
Blank & Jones sind Kinder der Achtziger, zwei Jungs, die damals Teenager waren und jede mit Autowaschen und Rasenmähen verdiente Mark in Plattenläden trugen. Die ultimativen Objekte ihrer Begierde waren die sogenannten Maxi-Singles, ein Format, für das Songs maximal gestreckt wurden und das Blank und Jones bis heute lieben.
Entsprechend ist der Aufwand, mit dem sie ihre \"So8os\"-Editionen angehen. Das beginnt mit dem Klang, denn die Versionen, die sie nutzen, ziehen sie immer von den Original-Bändern, was sich regelmäßig als sehr aufwendig erweist. Denn zum einen müssen diese Bänder erst mal aus den Archiven gehoben und dann klangtechnisch bearbeitet werden. So werden betagte Tonbänder tatsächlich gern mal im Ofen \"gebacken\", um die Feuchtigkeit der Archivjahre herauszuziehen, was ihnen mal Boris Blank von Yello beibrachte. Dazu kommen aufwendige Booklets.
Als Höhepunkt ihrer \"So8os\"-Reihe betrachten die zwei die in diesem Jahr veröffentlichte Hommage an das legendäre \"ZTT\"-Label, Heimat von Frankie Goes To Hollywood, Propaganda und Art Of Noise. In dem von Starproduzent Trevor Horn und dem Journalisten Paul Morley geführten Laden wurden Maxi-Remixe als Kunstform zelebriert wie nirgendwo sonst. Der Blank-&-Jones-Plan, Songs wie \"Relax\", \"Moments in Love\" und \"Duell\" noch mal zu remixen, schüchterte letztlich selbst die beiden Kölner ein. Aber das Lob aus London für das Endergebnis ist für sie nun wie ein \"Ritterschlag\", sagen beide.
Und dass die \"So8os\"-ZTT-CD sogar in die britischen Charts rauschte, ist die Krönung des Triumphs. Später in diesem Jahr soll dann noch eine CD mit den Hits von Alphaville folgen, denn die Achtziger sind musikalisch noch lange nicht vorbei.