Die aktuelle Ausagbe des Sonic Seducers 04/2017 enthält neben einen spannenden Interview mit Marian auch eine erste CD-Kritik zu Strange Attractor:
Alphaville "Strange Attractor"
(Poloydor/Universal)
Ganz einfach haben es sich Alphaville nie gemacht. Nach dem gigantischen Erfolg ihres Debutalbums bemühte sich Marian Gold stetig, den Soundkosmos der Band in Richtungen jenseits des Synthpops zu erweitern. Doch ihre Hits wie "Forever Young" oder "Big in Japan" waren Fluch und Segen zugleich. Sie öffneten Tür und Tor, aber die Soundexperimente stießen nicht immer auf Gegenliebe. Die Leute wollte einfach weiter geile Songs im Stil der Hits. Das letzte Comeback Album "Catching Rays on Giant" hatte einige davon im Gepäck, darunter "Die Another Day". Guten Pop gibt es auch auf "Strange Attractor", nach einem ungewöhnlich ruhigen, aber stimmungsvollen Einstieg mit "Giants". "House of Ghosts" ist zum Beispiel ein hervorragender De/Vision Song, "Around the Universe" stünde a-ha sehr gut zu Gesicht. Mit "Enigma" kommt alter Balladen Glanz auf: elegische Melodie, schöne Poparrangements, sanfte Elektronik und Golds charismatische Stimme. Auch "A handful of Darkness" ist ein toller Alphaville Moment - bis ein Chor Pathos eimerweise über Refrain kübelt. Und immer wieder toben sich Alphaville mit Soundexperimenten jenseits des Elektropop aus. Zupfen funkige Gitarren in "Marionettes with Halos", versuchen sie sich als frühe The Killers in "Sexyland", fühlen den Blues und Rock`n Roll in "Rendevouyeur" und erliegen in "Heartbreakcity" dem Discofieber der BeeGees.
"Strange Attractor" ist viel, aber vor allem zu viel auf einmal. Schlecht ist das Album nicht. Aber es beschleicht einen das Gefühl, dass Alphaville versuchen, sich mit aller Macht neu zu erfinden. Nur verrennen sie sich in sehr unterschiedlichen Ideen. Wären sie eine junge Band, gäbe es gegen das Ausprobieren und Herumtasten nichts einzuwenden. Aber die Truppe um Marian Gold hat über 30 Jahre auf dem Buckel und macht sicherlich keine Musik für die postdigitale Generation. Let´s face it: Ein großer Teil des Stammpublikums hat genug gravierende Veränderungen in seinem Leben durchgemacht, als Raider in Twix umbenannt worden. Und erwartet von Alphaville, einfach gute Alphaville Songs abzuliefern. So einfach ist das. (Torsten Schäfer)
Sonic Seducer 04/2017
Anmerkung von mir:
Ich habe den Text abgetippt, da mir nur die Printausgabe vorliegt, statt "i die for you today" steht da wirklich "Die another day"...das war aber glaube ich ein James Bond Film -- an eventuellen vergessenen Wörtern bin aber ich Schuld und nicht der Sonic Seducer