Borwin Bandelow: Berühmt durch Borderline

  • Hi habe grade in einen anderen Forum ein sehr interessante Theorie von Borwin Bandelow gelesen.
    Also ich stimme der Meinung überein, den dadurch erhält die Musik viel mehr Emutionen, Amy Winehouse ist da wirklich ein sehr gutes Beispiel, zwar hab ich keine CD von ihr, aber ich finde die Musik auch gut, weil sie halt die gewisse Austrahlung hat was ein DSDS Star nicht grad unbedingt hat. Das sind wirklich nur Sasion bedingte Stars. Was haltet ihr davon?


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    Man wird leichter berühmt, wenn man einen Psycho-Defekt hat, sagt der Göttinger Psychiater Borwin Bandelow. In seinem Buch „Celebrities - vom schwierigen Glück, berühmt zu sein“, hat er das Seelenleben von Stars wie Robbie Williams unter die Lupe genommen.



    Professor Borwin Bandelow, Jahrgang 1951, ist Psychiater und Professor in Göttingen, wo er an der Uniklinik die Angst-Ambulanz leitet. Wegen seiner populärwissenschaftlichen Bücher (Das Angstbuch - Woher Ängste kommen und wie man sie bekämpfen kann, Das Buch für Schüchterne - Wege aus der Selbstblockade), vor allem aber wegen „Celebrities - vom schwierigen Glück, berühmt zu sein“ ist er beliebter Experte in Talkshows und People-Magazinen. Barbara A. Cepielik sprach mit ihm.



    KÖLNER-STADT-ANZEIGER: Herr Professor Bandelow, ich hätte erwartet, dass in Ihrem Büro Starposter hängen, sich Klatschmagazine stapeln . . . sieht aber ganz nüchtern aus!


    BORWIN BANDELOW: (schließt die Türen von Aktenschränken) . . . und das, was Sie sehen, dürfen Sie auch nicht sehen wegen des Datenschutzes.
    Trotz aller Ordnung: Amy Winehouse müsste ihr Lieblingsstar sein - weil sie alle Bedingungen erfüllt, die sie für Sie interessant macht. Sie ist Star, sie ist begabt - und süchtig.


    BANDELOW: Sie werden sich wundern, als ich gehört habe, dass es da eine Künstlerin gibt, die magersüchtig ist, die sich die Arme aufschneidet und heroinabhängig ist. Da habe ich gedacht: Da kaufst du dir doch mal die CD. Und es war ein Volltreffer, sie hat mir gleich gefallen. Ich habe sogar eine zweite CD angeschafft, was selten passiert.


    Ihre Kernbehauptung ist ja, dass nicht das Berühmtsein bei Stars zu psychischen Problemen, Sucht und Exzentrik führt, sondern umgekehrt erst das Verrücktsein - streng klinisch: das Borderline-Syndrom - einem Weg zum Starsein ermöglicht.


    BANDELOW: Ja, und diese Idee habe ich schon sehr, sehr lange. Als ich als Student in einer Band spielte und andere Musiker kennenlernte, von denen viele psychische Probleme hatten und Drogen nahmen - schon da habe ich mich gewundert. Darüber, dass ausgerechnet Leute, die manchmal zwischen Leben und Tod schwebten - dass die am besten singen oder Saxophon spielen konnten. Das war eine Diskrepanz, die ich damals nicht verstanden habe. Später, als ich Psychiater wurde, lüftete sich der Vorhang . . .


    Ich frage mich, wie jemand, der in der Psychiatrie arbeitet, darauf kommt, sich mit Stars zu befassen. Da hat man ja im normalen Berufsleben schon genug Theater. Oder brauchten Sie nur einen Vorwand, Klatschblätter lesen zu können?


    BANDELOW: Das gebe ich durchaus zu. Ich habe schon immer gerne die Leute-Spalte im „Göttinger Tageblatt“ gelesen, jetzt lese ich „Die Bunte“, „Gala“ und so, da finde ich meine Theorien so schön bestätigt. Ich wundere mich nur, dass noch kein Psychiater vor mir diesen Zusammenhang gesehen hat, der so offensichtlich ist. Die Fakten sind ja bekannt, doch man zieht die falschen Schlüsse daraus. Man denkt, die Stars nehmen Drogen, sind depressiv, unternehmen Selbstmordversuche, weil sie berühmt geworden sind und damit nicht fertig werden. Winehouse ist ein gutes Beispiel, sie ist von der Schule geflogen, hatte Drogen- und Alkoholprobleme, bevor sie ihre erste Platte gemacht hat. Robbie Williams genauso, der . . .


    . . . . ist in einer Kneipe groß geworden . . .


    BANDELOW: . . . bevor der seinen ersten Schritt auf die Bühne gemacht hat, hatte der schon Probleme. Das gilt für die meisten Borderline-Stars. Eine solche Störung entwickelt man zwischen 13 und 16. Die Kritik an meiner Theorie richtet sich dagegen, dass die von mir Geschilderten tot sind oder dass ich sie nicht alle persönlich kenne und gesprochen habe. Doch die Lebenswege und Symptome sind eindeutig: Man wird leichter berühmt, wenn man diese Störungen hat.


    Genie und Wahnsinn, sagt der Volksmund, Künstler dürfen und müssen vielleicht sogar ein bisschen verrückt sein . . . Wie würden sie denn Amy Winehouse therapieren?


    BANDELOW: Sie erfüllt viele der international festgelegten Kriterien der Borderline-Erkrankung. Sie müsste in eine Klinik kommen, selbst und aus freiem Willen. Und da würde sie wohl eher in eine Promi-Klinik kommen als zu mir. Aber gesetzt den Fall: Wir würden sie erst mal körperlich entgiften. Dann würde eine Psychotherapie folgen, aber die wirkt auch keine Wunder. Da kann man froh sein, wenn alles ein wenig besser wird.


    Gesetzt den Fall, Winehouse käme einigermaßen therapiert zurück - wäre sie dann langweilig?


    BANDELOW: Der Grund, warum solche Leute Musik machen, ist nicht der, dass es ihnen so schlecht geht. Borderline-Menschen haben einen ordentlichen Narzissmus, Geltungsdrang, Ehrgeiz. Sie wollen unbedingt an die Öffentlichkeit, das Gold für Borderliner ist Aufmerksamkeit. Und die kriegt man am besten auf einer Bühne. Deswegen arbeiten sie viel härter an ihrer Karriere. Man muss ja einiges in Kauf nehmen, man muss sich auslachen lassen, man muss vor halb leeren Turnhallen auftreten. Das nimmt man alles auf sich. Das kann man nur, wenn einem die Angst im Nacken sitzt, man könnte NICHT berühmt werden. Die Angst ist die treibende Kraft, berühmt zu werden. Ehrgeiz und Fleiß kommen natürlich dazu.


    Warum mögen wir, die Klatschfreunde, Stars mit Drama, mit Problemen so gerne?


    BANDELOW: Wenn ein Borderliner singt, dann hat er das gewisse Etwas in der Stimme, was bei uns das Gänsehautgefühl macht. Wer viel erlebt hat, kann Emotionen besser rüberbringen. Jeder Mensch hat ein Belohnungssystem auf der einen und ein Angstsystem auf der anderen Seite. Das Belohnungssystem „will fressen, saufen und guten Sex - und zwar sofort“. Das Angstsystem sagt: Das ist schädlich, das ist teuer, unangenehm, peinlich. Die beiden stehen bei normalen Menschen in der Waage. Bei Borderlinern nicht, die haben eine Impulsstörung, das Angstsystem bremst sie nicht ständig. Wenn wir als Normalo für ein Konzert 70 Euro zahlen, dann sehen wir gerne, dass andere Leute ihr Belohnungssystem voll ausfahren. Der Star tut stellvertretend für uns, was wir uns nicht trauen - obszöne Dinge, Hass, Wut, alle Affekte.


    Warum interessieren wir uns so sehr für das Leben jenseits der Bühne?


    BANDELOW: Man weidet sich einfach gern am Unglück anderer Menschen . . .


    . . .. das ist schlicht Schadenfreude . . .


    BANDELOW: . . . wir sehen gern, wie es anderen Leuten schlecht geht - und wenn die etwa Fieses überstanden haben, dann geht es uns auch besser. Wenn wir Achterbahn fahren, gaukelt uns unser Angstsystem vor, wir wären in Gefahr - aber wenn die Fahrt hinter uns liegt, sind wir erleichtert und kriegen eine Ausschüttung vom Belohnungssystem. Genau das passiert, wenn ich von anderer Leute Elend höre, eine Stellvertretersache. Deswegen lesen wir Zeitung, deswegen gucken wir Katastrophenfilme - weil wir sagen können: Wie gut, dass es nicht mich erwischt hat.


    Und deshalb lieben wir es, wenn Robbie Williams ganz Privates ausbreitet?


    BANDELOW: Na ja - eigentlich spricht er über seine Ängste, etwa darüber, dass er möchte, dass immer ein Leibwächter beim ihm ist. Borderline-Stars erzählen auch innerste Geheimnisse, weil sie dann Aufmerksamkeit bekommen. Dieses Öffentlichmachen kommt unserem Voyeurismus entgegen. Wann hat man so was schon mal in seinem Bekanntenkreis . . . Im Übrigen ist es typisch für Borderliner, alles zu erzählen - das hat für sie eine Funktion wie das Beichten.


    Mit welchem der Stars, die Sie in Ihrem Buch beschrieben haben, würden Sie gern mal essen gehen?


    BANDELOW: Robbie Williams, weil der intelligent ist und raffinierte Texte schreibt. Der wäre sehr aufschlussreich, der kennt sich ganz gut selbst.


    Sind alle Skandale echt?


    BANDELOW: Nein. Vieles ist kalkuliert, Britney Spears sucht die Nähe der Fotografen regelrecht. Und bei Madonna sehe ich regelrecht vor mir, wie da hochbezahlte Herren in schwarzen Anzügen sitzen und sich mit ihr beraten, welchen Skandal sie als Nächstes fabrizieren könnte. Provokationen von ihr - die sind ja total gekünstelt. Man kann sich nicht vornehmen, von Grund auf böse zu sein, das muss von innen kommen. Madonna ist keine Borderlinerin, sie hat nur viele narzisstische Elemente und diesen zwanghaften Perfektionismus. Singen kann sie nur mäßig. Ich hab keine CD von ihr gekauft, die ist mir zu banal.


    Sie haben Bücher geschrieben über Angst und über die Überwindung der Schüchternheit. Haben Sie geahnt, dass das Bestseller werden?


    BANDELOW: Auf der einen Seite schon - weil die Angsterkrankungen so weit verbreitet sind, aber ich war doch überrascht. Ein Buch über Schüchternheit! Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Sozialphobie, Sie sind schüchtern und müssen in der Buchhandlung nach dem Buch für Schüchterne fragen . . .

    Have A Little Mercy
    [f1]Mirror on the wall..[/f1][table=#31383c,100%,0,left]

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    Tell me not to worry Keep on pretending[/f1][/td][td=#31383c,50%,left][f1]Tell me there`s a sky outside the window
    Tell me there is light behind the door[/f1][/td]

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