"Pressefred"

    • Offizieller Beitrag

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    LONG PLAYING RECORD


    Jukebox - Der musikalische Aszendent


    Groß-Pop, auch wenn man dagegen ist: Forever Young


    Man kann Alphaville ja allerhand vorwerfen: klebrige Keyboard-Sounds, Missbrauch eines Kultfilm-Titels, pomadige Popperlocken, Lederjacken mit Schulterpolstern, die Weigerung, einfach still und leise zu verschwinden - und nicht zuletzt \"Forever Young\", ein Song, ohne den bis heute keine zweitklassige Klassenparty komplett wäre. Aber eins darf man halt auch nicht vergessen: Eben jenes \"Forever Young\" mag über die Jahre zu Tode genudelt worden sein, aber für eine Leiche gibt es immer noch einen prima Popsong ab - einen der besten, der je geschrieben wurde, einer von denen, die man ruhig perfekt nennen darf. Denn er vereint eine Melodie, die unweigerlich und aus dem Stand sofort im Ohr stecken bleibt, schon im Titel mit dem ersten und immer noch vornehmlichen Thema, für das die Popmusik überhaupt erst erfunden wurde. Nun weiß man ja, dass alles Lebendige vergänglich ist, und wer sich dieser Tatsache bislang noch erfolgreich verschlossen hat, der muss nur, sagen wir mal, warten, dass Günter Netzer auf seinem Fernsehschirm erscheint, um auf besonders bösartige Weise auf den Boden der biologischen Grundsätze zurückgebracht zu werden.


    Aber gerade weil das Unweigerliche so allgemein bekannt ist, braucht es eine Macht wie die Musik, die einen für ein paar Minuten vom Gegenteil zu überzeugen versteht. Das ist dann großer Pop. Dieser große Pop wird zu endgültig perfektem Pop, wenn er das verführerische Gefühl, unsterblich sein zu können, ausdrücklich versöhnt mit dem Wissen um die Täuschung, der man gerade erliegt. Deswegen ist perfekter Pop meist melancholisch, so wie \"Forever Young\".


    Dass die Urheber dieses Meisterstücks eigentlich vollkommen unmusikalisch sind und ihre Songs am Computer zusammenschachtelten wie Vorschulkinder ein Haus aus Legosteinen, tut nicht wirklich etwas zur Sache. Auch nicht, dass Sänger und schlampiges Genie Marian Gold das Unternehmen mittlerweile im Alleingang und aus dem vornehmlichen Grunde betreibt, Brötchen zu verdienen, während er schon seit Jahrzehnten demonstrativ unter dem festzementierten Image als Teenie-Ikone leidet. Aber vielleicht war er es das wert, dieser eine Song, der perfekte.


    taz Berlin lokal Nr. 7446 vom 27.8.2004, Seite 28, 76 Zeilen (Kommentar), THOMAS WINKLER

    • Offizieller Beitrag

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    Der Brian Ferry von Münster


    Alphaville waren zum letzten Mal Mitte der Achtzigerjahre erfolgreich und machten trotzdem immer weiter. Jetzt feierten sie im Tipi ihren zwanzigsten Geburtstag.
    Man erinnere sich noch einmal an das Jahr 1984. Während sich die Welt vor George Orwells schrecklichen Prophezeiungen fürchtet und die Bundesbürger missmutig der Umsetzung des Nato-Doppelbeschlusses entgegensehen, leisten im beschaulichen Münster drei schlaksige Männer ihren Beitrag zum florierenden Synthiepopgeschäft und schenken den endzeitlich gestimmten Massen mit \"Big In Japan\" ein schönes Lied. Dank Zeilen wie \"When youre big in Japan tonight / Big in Japan, be tight / Big in Japan, ooh the eastern seas so blue\", weiß zwar niemand so genau, worum es in dem Titel - der angeblich von der Heroinsucht handeln soll - eigentlich geht, doch weil der Sänger Marian Gold die rätselhaften Worte so ansprechend singt, schafft es das Lied in zwanzig Ländern in die Charts. Die nachfolgenden Singles \"Sounds Like A Melody\" und \"Forever Young\" sind sogar noch erfolgreicher, doch mit \"The Jet Set\" beginnt 1985 das Interesse zu schwinden.


    Aber Marian Gold macht weiter. Ob nun die Mitstreiter wechseln, das Plattengeschäft sich widerspenstig zeigt oder die Öffentlichkeit anderen Musikerzeugnissen den Vorzug gibt - Alphaville halten durch. Am Sonntagabend haben sie deshalb ihr zwanzigjähriges Bestehen gefeiert. Den angemessen festlichen Rahmen bot dazu das Tipi, das beliebte Zelt am Bundeskanzleramt, das mit erwartungsfroh gestimmten Fans, die aus aller Herren Länder angereist waren, aus den Nähten platzte. Schon bevor die Band die Bühne betrat, gab es Standing Ovations, was vor allem diejenigen wundern mag, die von der Nachricht überrascht sind, dass es Alphaville überhaupt noch gibt. Doch weil Aphaville es geschafft haben, über ihre Homepage eine intensive Fanbetreuung aufzubauen, können sie es sich auch erlauben, in regelmäßigen Abständen Studio-CDs, Live-CDs, Remix-CDs oder auch CD-Boxen zu veröffentlichen, die übers Netz direkt den Endverbraucher erreichen.


    Es versteht sich daher von selbst, dass man als Nicht-Fan kaum einen Alphaville-Titel kennt. Man kann auch nicht wissen, dass Marian Gold, der sich über die Jahre vom jungen Schlaks in einen reiferen Herren mit Gebrauchtwagenhändlerbauch verwandelt hat, seine Brian-Ferry-Verehrung derart zur Perfektion bringen konnte, dass er das Brianferryhafte mittlerweile besser beherrscht als Brian Ferry selbst. Dazu gehört unter anderem der fliegende Wechsel zwischen den Tonarten, der es ihm erlaubt, vom sonoren Gruftbrummen bruchlos ins rumpelstilzchenartige Quengeln überzugehen. Herrlich funktioniert auch der Bewegungsapparat. Gerade so, als würde die Musik in seinem Rückenmark geheimnisvoll verzögerte Impulse auslösen, neigt Marian Gold dazu, die Lieder mit seinen Armen und Beinen stets fünf Zehntelsekunden neben dem Takt gestisch zu untermalen. Man könnte auch sagen, er kann nicht tanzen. Doch nur wenige beherrschen die hohe Kunst des Nicht-Tanzens so eindrucksvoll wie er.


    Und so singt er sich zunächst mit Begleitung von Piano, Akustikgitarre und den Streichern des Berliner Salonorchesters durchs Repertoire, bis Alphaville später als voll funktionstüchtige Rockband in Erscheinung treten. Das Publikum hält es zu diesem Zeitpunkt schon längst nicht mehr auf den Stühlen. Ein völlig unbekannter Hit folgt auf den nächsten, und jedes Mal, wenn Gold eines der zur Erinnerung notwenigen Textblätter nicht mehr braucht, zerknüllt er sie mit forschem Griff und wirft sie nonchalant in die Menge. Gegen Ende gibt es dann \"Big In Japan\" und \"Forever Young\", weshalb es im Tipi zu einem herzerweichenden Teelichterschwenken kommt.


    taz Berlin lokal Nr. 7449 vom 31.8.2004, Seite 25, 120 Zeilen (TAZ-Bericht), HARALD PETERS

  • wenn ich so etwas lese muss ich echt ko... warum schreiben eigentlich immer nur die offensichtlich ahnungslosen derartige kritiken. aber so ist das halt kaum von den drogen weg schon an den schreibtisch und irgendwas dahingekrickelt, muss ja eh keiner lesen der alphaville kennt! diejenigen, die bei dem sehr genialen konzert dabei waren lachen sich über den obrigen herrn (ich glaub thomas hiess der mann) eh tot. Komisch nur dass ich von einem so offensichtlichem musikgenie noch nichts gehört habe!!!! Traurig ist das mit den Medien in Deutschland geworden.... :i_respekt: aber dafür dass er den mut besitzt so einen scheiss zu veröffentlichen, der mann steht halt zu seiner Behinderung!

  • Hi,


    ich weiss nicht warum Ihr Euch über die Kritik so aufregt. Zum einen haben die Herren doch recht, \"Forever Young\" wurde ja bis zum Erbrechen in jeder Radiostation gespielt, wobei es nun einmal mehr bewiesen ist, daß der Song wohl zu einem \"perfekten \" Popsong zählt.
    Zum anderen habe ich noch niemanden gesehen, welcher über zwanzig Jahre hinweg jünger wurde. Das Marian oder ganz Alphaville nicht die perfekten Tänzer sind, wissen wir auch alle. ( siehe Video \"Red Rose)
    Also im Grunde haben die beiden nichts falsches geschrieben. Leider haben Sie halt nach \"Jet Set\" aufgehört den Werdegang von Alphaville zu verfolgen. Es gibt kaum eine Band, welche so fanaktiv ist, wie Alphaville und dies über zwanzig Jahre. Oder kennt Ihr eine Band, welche auf die Interessen der Fans zählt ???


    Eines steht auf jeden Fall fest:


    - Wer nach zwanzig Jahren immer noch so eine große Fanschar hat, kann nicht allzuviel falsch gemacht haben.
    - Seine CD\'s übers Internet mit Erfolg vertrieben hat, aufgrund mangels der passenden Plattenfirma verdient eigentlich das Prädikat :i_respekt:


    Nach wie vor zählen Alphaville zu den wohl bekanntesten Bands aus dem deutschsprachigem Raumund da kann man Kritiken schreiben , wie man will.
    Auch eine \"negative\" Kritik kann eine positive Werbung sein ! :i_baeh:


    Stellt Euch vor, man hätte mit keinem Wort das \"20- jährige Jubiläum\" erwähnt, dies würde mir dann eher zu Denken geben. :d_gutefrage:


    Ciao Frank

    .... I wanna be uppss................in sächsisch :totlach:

  • Hallo,


    ich gebe Frank recht: man schreibt über AV!
    Und wir wissen was Marian über die Kommerzka... denkt, also kann es uns egal sein, was diese Schmierfinken schreiben. Ich höre aus dem Geschreibe eher den Unmut, dass es da eine Gruppe gibt, die nach 20 Jahren immer noch da ist, was für ein Frust für einen \"Journalisten\" und ihn kennt keiner !


    Ich freue mich auf das Konzert in Leipzig am 17.10. :sonne:


    LG Princess

  • Ist mir ja noch nie aufgefallen, daß Marian gar nicht tanzen kann :laugh:
    Also ich fand die zweite der Kritiken gar nicht sooo schlecht. Dass Nicht-Fans die Texte nicht kennen, sieht man doch immer wieder bei \"normalen\" Konzerten.
    Dass dem Schreiberling nun nicht aufgefallen ist, dass an diesem Abend im Tipi eigentlich alle Leute die Texte kannten - vielleicht war er zu besoffen. :i_drink:
    Wir hätten uns ja auch mal ein paar hübsche T-Shirts anfertigen lassen können, dann wären wir als Fans zu erkennen gewesen...:g_zunge:

    Charme ist die Art, wie ein Mensch ja sagt, ohne dass ihm eine bestimmte Frage gestellt worden war. (Camus)

  • ja ja, diese schreiberlinge. In Luebben, nach dem konzert, kam eine solche person von einem abendblatt (keine ahnung welches) und fing an fragen zu stellen nicht an Marian, nee an mich und Daniela.
    \"gibt es eine internet adresse?\"
    \"wie hat alles angefangen?\"
    \"wann haben AV das erste mal ihren nummer 1 hit im radio gehoert?\" ... etc.
    Ehrlich, wenn ich zu einem Interview geschickt werde, egal ob ich die band mag oder ni, das erste was ich machen wuerde, waere im Internet zu recherchieren, mir die bandgeschichte hernehmen und mir bessere fragen einfallen lassen.... oder?
    mir kam es vor, als diese person das erste mal von alphaville ueberhaupt hoerte.... zzzzzz


    das mal dazu....
    bis mitte oktober in berlin :)

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