Alphaville Fanclub Golden Feeling

Alphaville in Berlin

Parkbühne Wuhlheide, 25.05.2002

Review von Torleif Petzolt:
Open-Airs sind natürlich auch immer Wetter-Festivals. Zum Glück hielt jenes den ganzen Event über durch und die ca.. 17000 Besucher blieben (zumindest äusserlich) trocken. Lediglich eine Stunde vor Beginn regnete es ein paar Minuten. Zu dieser Zeit begann auch die Animation auf der Bühne. Man wollte natürlich das Warten verkürzen, Moderator Kay Paulsen präsentierte sich folglich als Pausenclown. Dies hatte dann doch schon Ballermann-Charakter. Ich langweilte mich zu Tode. Die Menge im weitem Rund steigte aber voll darauf ein. Gekommen sind überwiegend Party-Peoples und Scharen von Frauen-Grüppchen zwischen 30-40. Das Geschlechter-Verhältnis lag wohl sicher bei 70:30 für die Frauen.
Nachdem das Warm up mit dem Herrn Paulsen vorbei gegangen ist kam dann als erster FANCY auf die Bühne. Vollplayback war angesagt. Kein Instrument, lediglich Musik aus der Konserve und einen Fancy der Hände winkend seine Show darbot. Das Micro war jedoch eingeschlaltet, zwischen den Songs verkündete er "live" ein paar Stimmungsparolen. Bei den WEATHER GIRLS verhielt es sich ähnlich, ich kann vorwegnehmen, das ausser Alphaville, keiner der Künstler, überhaupt ein Instrument mithatte, sieht man mal von Limahl´s Partnerin Saxophon ab, welches sie bei einem Song einsetzte. Die WEATHER GIRLS wurden sicher als Stimmungsmacher engagiert, diese Rolle hatten sie auch gut umgesetzt. Rein musikalisch war dies aber alles nicht der Rede wert. Vollplayback mal wieder, kurze Ansagen in den Pausen um den Gig in die Länge zu ziehen. Danach dann Limahl, der mit "Too Shy" begann. Auf der Bühne er und seine Partnerin. Im weiten Rund wurde es ruhiger, erst bei "Neverending Story" machten sie sich wieder bemerkbar. Limahl sang wenigstens live, seine Stimme ist auch die alte geblieben, ohne erkennbare Veränderung. Ein Genuss war das jedoch auch nicht. Es wurde Zeit das die Herren von AV auf die Bühne kommen, erstmals war auch mal eine Umbaupause von ca. 20 min. angesagt. Da es jetzt ja auch live weitergehen sollte. In dieser Zeit wurde wieder Animation vom Moderator betrieben. Gegen 20.10 Uhr dann endlich AV, ich stand seit 16.00 Uhr in der ersten Reihe, langsam taten die Beine weh, aber endlich sollte es losgehen.

Setlist:
  1. Guardian Angel
  2. Monkey In The Moon
  3. Carry Your Flag
  4. Big In Japan
  5. Sounds Like A Melody
  6. Victory Of Love
  7. Wishful Thinking
  8. Forever Young

Für diesen Heimauftritt in Berlin musste Marian die Band umstellen, da der Termin ja erst ca. 1 Woche vorher fix wurde, konnten Martin und Piercen diesen Gig nicht wahrnehmen. Christian war wie immer aus London an der Guitar, dazu am Keyboard Rudy Nielson sowie an den Drums Mattias Lehmann. Die beiden "neuen" sind Freunde von Marian, mit denen er auch schon bei TV-Auftritten in seiner Solo-Zeit unterwegs war. Gerade im Keyboard-Bereich natürlich keine leichte Sache. Unterschiede zu Martin hab ich auch gehört, gerade bei "Victory Of Love" und "Wishful Thinking". Das Publikum ging erstmals bei "Sounds Like A Melody" richtig mit, danach Marian lächelnd: "Ihr seid phantastisch". Ansonsten redete er wieder nicht viel, wenn dann auch meist in englisch. Kurioserweise hat der Moderator Alphaville extra als Berliner Band angekündigt. Mir scheint als ob Marian auf der Bühne garnicht mitbekommt in welcher Sprache er mit dem Publikum spricht. "Big in Japan" in der harten Live-Version hat den meisten sicherlich nicht gefallen, zumindest sah ich das an den Gesichtern meiner Nachbarn. Bei "Forever Young" träumte dann aber die ganze Parkbühne mit, Wunderkerzen und schunkelnde Zuhörer auf den Rängen, die übrigens voll gefüllt waren. Eine Zugabe gab es leider nicht, obwohl sie vom Publikum skandiert wurde. Der Zeitplan tat wohl sein übriges.
Nach Alphaville war wieder lange Umbaupause, da ja die einzigsten Instrumente des Abends weggeräumt werden mussten. Jimmy Somerville kam nach dieser, nebst zwei weiblichen Backvocals. Also auch er schwört jetzt auf Playback. Dies war dann der Zeitpunkt zu gehen. Ich habe noch auf meinem Weg durch den Park zur S-Bahn viel von Jimmy gehört. Er singt natürlich auch in seiner unnachahmlichen Art, aber als Live kann man das dann wirklich nicht bezeichnen. Man fühlt sich bei solchen Musikern dann schon um sein Geld betrogen. Freilich war mir das bei den anderen Künstlern vorher klar, bei Jimmy dachte ich aber, er würde noch richtig Mugge machen, aber Fehlanzeige. Bananarama kamen noch danach, verpasst - da bin ich mir sicher - hab ich sicherlich nichts.


Ausgabe vom Montag, 27.Mai 2002

Die Helden der Diskozeit

Andreas Kurtz

In der offiziellen Bandgeschichte von Alphaville ("Big in Japan") tauchen in den 80er-Jahren gerade mal zwei Konzerte auf. Damals konzentrierte sich die Gruppe auf die Studioarbeit. Wenn Bandchef Marian Gold also wie am Sonnabend auf der Parkbühne Wuhlheide vor 17000 wild zur Zeitreise in die 80er entschlossenen Leuten spielte, dann bot er denen ein Liveerlebnis, das sie vor zwanzig Jahren von ihm und seinen Kollegen nicht bekommen hätten. Nach dem Konzert, bei dem Alphaville neben Diskozeit-Helden wie Jimmy Sommerville, den Weather Girls, Bananarama und Limahl auf Einladung des Radiosenders r.s.2 auf der Bühne stand, lud Marian Gold noch zu einer kleinen Party bei seinem Charlottenburger Lieblingsitaliener.

Dort feierte der aus Herford zugezogene Berliner in seinen 44. Geburtstag hinein. Das passende Lied stammt von Alphaville und war drei Stunden zuvor vom Publikum in der Wuhlheide voller Inbrunst mitgesungen worden: "Forever Young".

"Die Helden der Diskozeit"
(Bericht zum Festivalauftritt in Berlin und Marians kleiner Party zu seinem 48. Geburtstag)
BERLINER ZEITUNG (Mai 2002)
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Berliner Kurier
Ausgabe vom Montag, 27.Mai 2002

Gigantische 80er-Party

BERLIN - War das eine Party: 17000 Fans ließen in der Parkbühne Wuhlheide die 80er Jahre wieder hochleben. Berlins erfolgreichster Radiosender 94,3 r.s.2 hatte die Stars von einst nach Berlin geholt und sorgte für ein "Ach weißt du noch"-Gefühl der besonderen Art.

Die Weather Girls ließen wieder ihr "It's raining men" donnern, umjubelt wurden Alphaville ("Big in Japan") und vor allem Jimmy Summerville "Don't leave me this way"), der schon in den vergangenen Jahren mit seinem Auftritt in der Wuhlheide die Fans von den Bänken riss. Knifflig wurde es auch noch: r.s.2 verteilte 10000 Rubik-Würfel (Das waren die, bei denen trotz allen Drehens nie die richtigen Farben zusammenkommen).